Das Wesen
von LSVD-Verbandstagen erweist sich am sichersten an jenen Themen, die er
nicht behandelt sei es, daß seine Führung sie gar nicht
wahrnimmt, die Befassung damit für rufschädigend oder unwichtig
hält oder einer Regierung ersparen muß, von deren Wohlwollen man
finanziell abhängt. Lammfromm und brav richtet sich der gefallsüchtige
Blick unbeirrt hinauf zur Macht.
So erfährt
man erst in der abschließenden Pressekonferenz als einer von zwei (!)
Journalisten von Vorständler Eduard Stapel und Pressesprecher Alexander
Zinn, zum Sexualstrafrecht (abehbare Kriminalisierung sexueller Beziehungen
von/mit Menschen unter 18 Jahren sowie homosexueller Prostitutionsverhältnisse)
stehe der LSVD hinter den Kulissen in Kontakt mit verantwortlichen
Politikern; die EU-Ebene überlasse man Helmut Graupner aus Wien. Ach?
Zu der am 1. April 2005 in Kraft getretenen gesetzlichen Bestrafung homosexueller
Rentner/innen für Kinderlosigkeit in Form erhöhter Pflegeversicherungsbeiträge
habe es eine Erklärung gegeben (gaz sicher ist sich Stapel da nicht;
Zinn guckt nur doof). Über die Kürzung von AIDS-Projektmitteln wisse
man, aber dafür gebe es Fachverbände. Ob Schwule etwa nicht mehr
Hauptbetroffenengruppe und infolge Sozialreformen drastisch von Verarmung
und gesundheitlicher Unterversorgung betroffen seien? Wie müßig,
ob des Gestammels nach LSVD-Aktionen gegen die Rekriminalisierung schwuler
Subkulturen, DNA-Tests, Rodung und Videoüberwachung von Cruising Areas,
Bußgeldern und Zwangsouting für Klappengänger durch Ordnungsämter
und Polizei zu fragen. Wenn aber solche teils existentiellen Probleme offenbar
irrelevant sind und selbst die Anmerkung Christoph Schukes (Schwusos) im Plenum
verpufft, auch dieser Verbandstag setze keine neuen Themen und man befinde
sich im Themenghetto: Warum dann der ganze Aufwand, und was wollen
all die Leute hier?
Zum Beispiel,
sich der eigenen Bedeutung versichern und dessen, Teil eines guten Werks zu
sein. Noch lieber als das dünne Geburtstagsständchen des Schwulenchors
Triviatas, dessen Versionen von I never promised you a rose
garden und Material Girl im Fummel, nicht aber im Anzug
erträglich gewesen wären, empfängt man darum im Rathaus Lob
und Freibier von Kölns Bürgermeisterin Antwerpes.
Backpfeifen
für die LSVD-Politik
Selbstversicherung
verheißen Fachvorträge. Die Grundsatzkritik an der LSVD-Politik
darin überhört man wie bei Prof. Nina Dethloffs Referat.
Den vollständigen Text finden Sie nur in der Printausgabe.